Sonntag, 3. Dezember 2017

Bärbel Schäfer - Meine Nachmittage mit Eva

Ein Zeitzeugenbericht der etwas anderen Art!



Verlag: Gütersloher Verlagshaus
Erscheinungsdatum: 23.10.2017
Seiten: 224
ISBN: 978-3-579-08685-9
Preis: Hardcover 19,99 €
Buchreihe oder Einzelband: Einzelband


Inhalt
»Ich sehe ihre Nummer am Unterarm und möchte weinen.« (Bärbel Schäfer)

Zwei Frauen, zwei Generationen, zwei Erfahrungswelten: Bärbel Schäfer und die 85-jährige Eva Szepesi. Eva trägt eine tätowierte Nummer auf dem Unterarm. Sie war erst elf Jahre alt, als sie allein vor den Nazis fliehen musste und schließlich nach Auschwitz gebracht wurde ... Jeden Mittwoch besucht Bärbel Schäfer ihre Freundin, und die beiden sprechen über Gewalt, Schrecken und Angst, aber auch über Freundschaft, Toleranz, Geborgenheit und Respekt. Es geht in diesem Buch um eine der letzten Überlebenden eines Konzentrationslagers. Bärbel Schäfer gelingt es auf empathische Weise und literarisch brillant, ihre eigene Lebensgeschichte vor den Erzählungen Evas zu spiegeln und damit ihre erschütternden Erfahrungen ins Heute zu holen.

Zwei Frauen, zwei Generationen, zwei Welten
Bärbel Schäfers Leben im Spiegel des Lebens einer der letzten KZ-Überlebenden
Wider das Vergessen!
Literarisch brillant und voller Empathie


Meine Meinung
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht genau wo und wie ich anfangen soll. Das Buch hat mich sehr zum Nachdenken angeregt, auch wenn ich schon öfters dieses Genre gelesen haben.

"Alles ist möglich.
Immer und zu jeder Zeit.
Ist der Mensch ein Mensch oder ein grausames Tier?"
(Seite 10)

Bärbel Schäfer hat hier einen Zeitzeugenbericht mit Parallelen zu ihrem eigenen Leben gemischt. Man erfährt dadurch einiges über Bärbel Schäfer – Überlegungen, Handlungen und Meinungen, die abhängig von ihrem jetzigen Leben und auch von ihrer Abstammung und der Abstammung ihres Mannes sind. Leider muss ich sagen, dass mir in diesem Buch zu viele Informationen über Bärbel Schäfer geliefert werden beziehungsweise mir kommt es so vor, dass es im Vergleich zu wenig über Eva zu lesen gibt. Eva ist eine sehr starke und bemerkenswerte Frau, die Auschwitz irgendwie überlebt hat. Und ich sage bewusst irgendwie, denn es war wirklich ein Wunder, dass überhaupt jemand überlebte und derjenige die Chance und die Möglichkeit bekam ein neues Leben aufzubauen. Und genau das hat Eva geschafft und alleine dafür bekommt sie meinen vollsten Respekt. Eva hat Jahrzehnte lang geschwiegen und sich jetzt dazu bereit erklärt über ihre Vergangenheit zu reden. Man merkt, dass es ihr wirklich schwer fiel darüber zu reden, aber ich hätte viel lieber noch mehr über sie erfahren. Diese Geschichte hat mich so oft zu Tränen gerührt. Ich dachte immer umso mehr ich diese Zeitzeugenberichte lese, desto härter werde ich was dieses Thema angeht, aber dem ist ganz und gar nicht so. Es ist einfach immer wieder auf´s Neue erschreckend (und das ist komplett untertrieben) wie die Leben damals aussahen und was mit unschuldigen Menschen passierte. Unschuldige Menschen, die einfach anderer Abstammung waren. Unschuldige Menschen, die einfach nur ein normales Leben in Deutschland verbringen wollten – mit vernünftigen Jobs, eigenen Geschäften und eigener Familie. Diese Menschen kamen mit viel Hoffnung nach Deutschland und bekamen alles andere als das.

"Werden wir nicht glücklicher, wenn wir Wärme und Liebe geben, statt Hass und Gewalt zu säen?"
(Seite 14)

Zwischendurch zählt Bärbel Schäfer viele Ereignisse auf, die selbst in den letzten Jahren passiert sind, wie zum Beispiel sämtliche Brandanschläge auf Synagogen in ganz Deutschland oder Gewalt an Menschen mit jüdischer Abstammung. Ereignisse, von denen ich zum Beispiel nichts wusste und das ist für mich wieder entsetzlich, da es einfach unter den Tisch gekehrt wird. Dabei steckt da viel mehr dahinter. Es zeigt, dass heutzutage immer noch diese Art von Menschen unter uns Leben und das ist für mich einfach nur erschreckend und nicht in Worte zu fassen. Wann hört das endlich mal auf?

"Eva ist das Mädchen, das ohne Familie die Hölle überlebte."
(Seite 25)

Was ich leider nicht so gut finde, ist der Schreibstil von der Autorin. Die Kapitel sind zwar ziemlich kurz und lassen sich flüssig lesen, aber ich kam mit den teilweise kurzen abgehackten Sätzen, die manchmal auch nur aus einem Wort bestehen, nicht klar und ich hatte arge Schwierigkeiten mit den Perspektivensprüngen. Ich wusste oft nicht von wem die Autorin da jetzt gerade spricht. Deshalb würde ich es schöner finden, wenn am Kapitelbeginn der Name stehen würde. Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig.

"Manchmal denke ich, dass das alles hätte verhindert werden können, wenn es mehr Oskar Schindlers gegeben hätte."
(Seite 154)

Fazit
Auch, wenn ich mir etwas anderes vorgestellt und mehr Zeitzeugenbericht gewünscht hätte, würde ich jedem dieses Buch empfehlen. Ich bin einfach der Meinung, dass jeder – auch diejenigen, die vom Alter her nichts mehr damit zu tun haben – dieses Buch und überhaupt dieses Genre lesen sollten. Diese schrecklichen Geschehnisse gehören zu diesem Land und leider werden wir heutzutage immer wieder daran erinnert.

Aufgrund meiner Bewertung gebe ich dem Buch:

4 von 5 Sterne

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